Mit der Wollkultur verbindet man die Erinnerung an große, durch die Gebirgslandschaft ziehende Schafherden, die von Schäfern durch zuvor unberührte Ländereien und abgelegene Bergsiedlungen getrieben werden, in denen die Menschen von der uralten Tradition der Weberei lebten.
Auf der Iberischen Halbinsel waren es vor allem Regionen Zentralportugals und ein Teil der spanischen Extremadura, die von alters her mit der Weidewirtschaft verbunden waren. Die einzigartigen Eigenschaften der Serra da Estrela haben es seit jeher ermöglicht, dass hier immer wieder Schafherden aus verschiedenen iberischen Gebieten zusammentrafen. Diese privilegierte Lage hat es vielen Bergbewohnern ermöglicht, sich auf die mit dem Schafzucht verbundenen Tätigkeiten zu spezialisieren, nämlich die Herstellung von Milchprodukten und Stoffen auf Wollbasis.
Die „Wollpfade“ – auf Portugiesisch trajectos de lã, die zwischen den Hirten- und Schafweiden und den Wollfabriken verlaufen, sind seit dem 17. Jahrhundert auf den Karten des portugiesischen Staatsgebiets verzeichnet. Heute ist es möglich, die unzähligen Hirtenwege durch die traditionell isolierte Region Mittelportugals ganz genau nachzuvollziehen. Eine dieser Strecken war besonders an der Entwicklung der wirtschaftlichen und sozialen Beziehungen der Länder auf der iberischen Halbinsel beteiligt.
Als historischer Weg, der die Traditionen, das Wissen und die Kultur der Menschen im Landesinneren der iberischen Halbinsel verbindet, bringt die Wollroute seit dem Mittelalter spanische und portugiesische Berge, Schäfer und Weber, Produzenten und Händler zusammen. Der „Wollpfad“ folgt den Wegen der Wollhändler, die vom 17. bis zum frühen 20. Jahrhundert auf den Bergstraßen zwischen Malpartida de Cáceres unterwegs waren, wo sie spanische Merinowolle kauften, um sie in Covilhã an die großen Wollfabriken zu verkaufen.
Die Gebirgsdörfer veranstalten im Juni eine Prozession, die Hirten und ihre Schafherden von der Stadt Seia nach Sabugueiro, dem auf 1080 Meter zum höchstgelegenen Dorf Portugals führt.
Treffpunkt ist der Hauptplatz von Seia, und das Treffen mit den Hirten und Schafen findet sehr früh am Tag statt. Deshalb wird im Dorf Póvoa Velha ein Zwischenstopp eingelegt, um vor dem Mittagessen eine kleine Stärkung einzunehmen. Inmitten einer atemberaubenden Naturlandschaft findet dann in der Einsiedelei Senhora do Espinheiro bei Musikklängen das Mittagessen statt. Am späten Nachmittag erreichen wir das hübsche Dorf Sabugueiro, das für seine gigantischen Granitblöcke bekannt ist, die vor mehr als 10.000 Jahren das Eis der letzten Eiszeit hier ablegte. Die Einheimischen sagen, dass "Sabugueiro ein Dorf ist, in dem die Menschen unter den Schafen geboren werden". Ein Erbe, das tief in das tägliche Leben eingeflochten ist. Der perfekte Ort, um die untrennbare Verbindung zwischen den Schäfern und ihren glücklichen Schafen zu würdigen! In diesem Jahr findet die Veranstaltung am 9. Juli statt.
Seit ewigen Zeiten ziehen die Hirten im portugiesischen Binnenland im Mai auf der Suche nach besseren Weidegründen die Berge der Serra da Estrela hinauf. Die Große Transhumanz-Route ist die Wiederbelebung dieser alten Hirtenrouten durch verschiedene Aktivitäten wie Wanderungen und Veranstaltungen. Eine Hommage an die Erinnerung an diese Wege der Hirten und ihrer Schafherden, die durch die Hochebenen nördlich des Tejo, durch das Gardunha-Gebirge und die Serra da Estrela führten.
Die Gemeinde Castro Daire organisiert die so genannte Letzte Transhumanz-Route, die den alten Weg nachvollzieht, den die Hirten und ihre Schafherden von den Ausläufern der Serra da Estrela bis zur 1382 Meter hohen Serra do Montemuro, dem "unbekanntesten Berg Portugals", zurücklegten. In diesem Jahr findet die Letzte Transhumanz-Route vom 24. bis 26. Juni statt. Entdecken Sie das historische und natürliche Erbe und eine einzigartige Artenvielfalt in einer überwältigenden Naturkulisse.
Die Verwaltung von Fundão organisiert jedes Jahr das beeindruckende Chocalhos-Transhumanz-Festival. Es erinnert an den Durchzug der Schafherden durch die bezaubernden, engen Gassen des Dorfes Alpedrinha bis hin zu den Wäldern von Idanha in der Region Castelo Branco – Routen, denen die Schafherden in der Serra da Estrela im Sommer folgten. Im Herbst zogen sie nach Idanha-a-Nova und kehrten im Frühjahr nach Serra da Estrela zurück. Die diesjährige Veranstaltung findet vom 16. bis 18. September im Dorf Alpedrinha statt. Ein einmaliges Erlebnis, das uns die zeitlosen Traditionen und die Großzügigkeit von Mutter Natur näherbringt!